Die meisten Unterwasserfotografen, die ihr Hobby aus Leidenschaft ausüben, haben den Wunsch, einmal im Leben einen Wettbewerb zu gewinnen. Doch größere Wettbewerbe mit ansehnlichen Preisen sind umso schwieriger zu gewinnen, da mehr Leute teilnehmen. Leider reicht es nicht aus, ein einwandfreies und technisch perfekt gemachtes Bild zu haben. Ein Bild, das einen Wettbewerb zum Sieg führt, benötigt den zusätzlichen "Wow!"-Faktor, der verzaubert, sobald man das Bild sieht. Aber wie kann so ein Bild entstehen?

 
 

Eine Halb-und-Halbaufnahme am Gordon Reef, Straße von Tiran, Ägypten
 
Seit 2007 fotografiere ich Unterwasser mit einer DSLR und gewann Preise in kleineren Wettbewerben. Bei den »Großen« kamen meine Fotos erst gar nicht ins Finale. Nichtsdestotrotz hatte ich die Motivation, immer bessere Fotos zu machen, und nahm an einem Fotoworkshop mit einem professionellen Unterwasserfotografen teil, um mehr zu lernen. Ich hatte von den Wettbewerben im Roten Meer in Eilat gehört. Im selben Jahr wurde auch ein Wettbewerb in Zypern organisiert. Ich buchte spontan und nahm an meinem ersten Live-Fotowettbewerb teil. Nach drei Tagen Aufnahmen am Wracks der Zenobia vor Larnaka konnte ich mich sehr glücklich schätzen, mit dem 2. Platz in der Amateurklasse zurückzukehren. Noch im selben Jahr nahm ich am Eilat Red Sea Shootout teil, gewann aber im Hauptwettbewerb nichts. Mit ein bisschen Ortskenntnis und einer neuen Idee kam ich ein Jahr später zurück und gewann in drei Kategorien. Doch wie konnte das sein?
 
Ein  Konzept erstellen
Als Erstes muss man eine Vorstellung von dem Bild haben, das man aufnehmen möchte. Manche Fotos, die einen Wettbewerb gewinnen, sind reine Glücksschüsse, die der Zufall aufgenommen hat. Da man die Natur nicht kontrollieren kann, ist es immer sinnvoll, sich eine eigene Idee auszudenken. Man kann Natur und Tiere nicht beeinflussen, aber man kann beeinflussen, wo und wann man taucht. Fragt Euch, ob es einen geheimen Tauchplatz gibt, von dem keiner etwas weiß. Vielleicht hat man einen Dokumentarfilm über eine spektakuläre Ansammlung von Walen in einer entlegenen Gegend der Welt gesehen, der einen brillanten Schuss abgeben würde. Der könnte auch gleich um die Ecke, in der eigenen Heimatstadt zu finden sein. Wettbewerbsgekrönte Bilder kann es überall geben. Wenn das Resultat atemberaubend ist, ist das alles, was zählt. Um ein Gespür für hochwertige Bilder zu entwickeln, empfiehlt es sich, die Wettbewerbsseiten zu durchstöbern und die Gewinnerbilder im Detail zu betrachten. Je mehr man sich anschaut, desto mehr bekommt man ein Gefühl dafür,  was ein gutes von einem perfekten Bild unterscheidet. Überlege Dir die Techniken, die verwendet werden. Alle diese Punkte sind hilfreich, wenn es darum geht, das eigene Werk zu kreieren. Man entwickelt eine Intuition und wendet sie während der Aufnahme in seinen eigenen Bildern an.
 

Graue Riffhaie jagen nachts an der Oberfläche, Papua Neuguinea
Wenn man nicht erfolgreich ist, zwingt man sich, es besser zu machen. Nach mühsamer Arbeit ist es immer wieder bitter und enttäuschend, zu erfahren, dass keines der Bilder etwas gewonnen hat. Doch nach einiger Zeit verschwindet dieses Gefühl und motiviert einen, das nächste Mal bessere Bilder zu machen. Manchmal ist es wie eine Besessenheit, der Drang, einen Wettbewerb zu gewinnen, auf der Suche nach neuen Ideen und immer besser zu werden.
 
Die Grundlage für den Erfolg ist, am Ball zu bleiben und perfektionistisch zu sein. Auch wenn man glaubt, dass man ein gutes Bild hat, kann man es immer noch verbessern. Die sofortige Verfügbarkeit der Bilder der Digitalkamera eröffnet eine große Chance: Man kann die Fotos direkt nach der Aufnahme anschauen und analysieren. Die Chancen, ein erstklassiges Bild zu machen, steigen mit zunehmender Verweildauer im Wasser. Vorausdenken ist entscheidend, insbesondere bei Bildern für einen Fotowettbewerb.
 

Auswahl des Bildes
Entscheidend ist auch die Wahl des richtigen Bildes. Einen »Wettbewerbsgewinner« zu finden ist einfach. Man spürt es. Wow, das ist ein tolles Bild. Wenn man sich nicht sicher ist, empfiehlt es sich immer, andere zu fragen. Leute, die die keinen direkten Freunde sind, werden immer eine ehrlichere Antwort geben. Professionelle Fotografen, die Unterwasserfotografie in Workshops unterrichten, sind meist offen und freundlich und geben ein angemessenes Feedback zu einem bestimmten Bild.
 
Rotfeuerfisch, Siegerbild Eilat, Israel

Die Gewinnchancen erhöhen sich, wenn man seine Bilder nur in einer Kategorie einreicht und nicht in mehreren Kategorien, damit die Juroren es während des Beurteilungsprozesses nicht als »schon gesehen« wahrnehmen.
 
Wenn man einen Wettbewerb gewinnen will, sollte man sich fragen, was die Jury erwarten könnte. Informieren Sie sich über die bisherigen Wettbewerbe und die Gewinnerfotos und achten Sie darauf, was die Jury bevorzugt. Man sollte nicht in Versuchung kommen, sich mit einem Bild aus dem Vorjahr anzumelden, das ein vergleichbares Motiv hat, selbst wenn man meint, es sei besser.
 
Man sollte auf spezielle Techniken verzichten, die in den letzten Jahren im Trend lagen. Besser ist es, etwas selbst zu kreieren. Wenn man eine Idee hat, etwas Neues zu verwirklichen, etwas, das noch niemand zuvor gesehen hat, ist man auf dem richtigen Weg.

Haariger Anglerfisch, Siegerbild Lembeh Strait, Indonesien
 

Respekt für die Umwelt

Die allerwichtigste Voraussetzung bei Unterwasserwettbewerben ist der Respekt vor der Natur. Als Unterwasserfotograf ist es notwendig, den Tieren und dem Riff sehr nahe zu kommen, und es kann vorkommen, dass Unfälle passieren. Jeder Unterwasserfotograf hat schon einmal versehentlich eine Koralle berührt oder getreten. Aber es gibt absolut keine Entschuldigung, wenn Tiere oder Riffe absichtlich beschädigt werden, nur um ein besseres Foto zu bekommen. Und es gibt keinen guten Grund, diese Verhaltensweise zu entschuldigen. Es ist unzulässig, Tiere um eines Fotos willen zu quälen oder in die Hand zu nehmen und zu positionieren und solche Aufnahmen an Wettbewerben einzureichen.